Obergünzburg (hk) Das Interesse der Besucher des Historienspiels „500 Jahre Bauernkrieg“ bei der Enthüllung der Gedenk-Stele durch den Arbeitskreis Heimatkunde Anfang Juli auf dem
Obergünuzburger Marktplatz, bei dem Fürstabt Sebastian von Breitenstein 1523-1534 (gespielt von Helmut Haggenmiller) eine unrühmliche Rolle spielte, richtete sich jetzt das Interesse der Besucher im Heimatmuseums, besonders noch auf die weiteren Fürstäbte des Stiftes Kempten , die zwischen dem 15.Jahrhundert bis 1803 die Geschichte von Liebenthann und Obergünzburg mit beeinflusst haben.
Hermann Knauer vom Arbeitskreis Heimatkunde AKH erinnerte dabei an die Fürstäbte, denen jeweils in Obergünzburg eine Straße gewidmet wurden.
Wolfgang von Grünenstein 1534-1557 folgte Sebastian von Breitenstein, der als trefflicher Wirtschafter, so zu lesen in der Epplen-Chronik, den Wohlstand seines so schwer beschädigten Stiftes wieder herstellte. Er gründete 1551 auch das Siechenhaus in Obergünzburg.
Schon einhundert Jahre zuvor regierte Fürstabt Friedrich von Laubenberg (1405-1434). Er war Benediktinerabt in Innsbruck, wurde am 6.10.1405 zum Fürstabt von Kempten gewählt und bekämpfte die unentwegten Einverleibungen vieler Dörfer und Klöster seiner nachbarlichen Vertreter der herrschenden Oberschicht in die Fürstentümer. Er nahm zudem am Konstanzer Konzil teil und verstarb am 6.Mai 1434. Die kurze Verbindungsstraße an der Westseite der Pfarrkirche St. Martin, vom ehem. Anwesen Reichenbach zum Marktbrunnen vor dem Verkündhaus, ist ihm gewidmet
Johann von Wernau, der von 1460 -1481 regierte und die Wehrkirche St. Martin 1480 einweihte, als auch die Erweiterung der Schlossanlage Liebenthann einleitete, verstarb am 18.Nov.1481. Ihm ist die Straße unterhalb des Wertstoffhofes, am Ortsende von Obergünzburg gewidmet.
Georg von Grafenegg; er flüchtete mit seinem Kanzleipersonal im Jahre 1564 vor der Pest ins Schloss Liebenthann, stiftete im gleichen Jahr die große Kirchturmglocke nach dem großen Brand 1560 und erbaute 1570 das ebenso zehn Jahre zuvor mit abgebrannte Pflegerschloss wieder neu auf.
Die oberste Straße im Burger Baugebiet ist der ehemaligen Herrschaft >Hans vom Stein< gewidmet, die auf Burg Stein, zwischen Ronsberg und Engetried bis zur Säkularisation enge Kontakte mit Abt Anselm Erb vom Kloster Ottobeuren pflegte und beträchtliche Ländereien bewirtschaftete.
Johann Eucharius von Wolffurt; Er kümmerte sich der Umkehr zu kirchlicher Zucht und zu den Ordensregeln, richtete 1622 die Münzstätte in Obergünzburg ein und stiftete zudem das Freischießen in Obergünzburg. Die westliche Parallel-Straße zur Gutbrodstraße ist ihm gewidmet.
An Johann Willibald Schenk von Castell 1631-1639 erinnert nicht nur eine Straße, sondern auch ein Epitaph (Grabplatte) in der Pfarrkirche St. Martin. Während seiner Regierungszeit hatten die Schweden im dreißigjährigen Krieg die Stadt Kempten mit Lorenzkirche samt den Altären ,Gestühl und Glockenwerk so verderbt, dass weder Predigt noch Messe mehr darin gehalten werden konnten. So war der Fürstabt seinerzeit zunächst im Exil und kehrte 1636 zurück und nahm auf Schloss Schwabelsberg Wohnung. Am 24. März 1639 starb der Abt und wurde in der Apsis der St. Martinskirche Obergünzburg beigesetzt, nachdem das Kapitel in der verderbten Stadt, so zu lesen in den Annalen, keinen Platz für die Beisetzung des Leichnams fand.
Bildtext: Die Grabtafel erinnert daran, dass der stiftskemptische Fürstabt Johann, Willibald Schenk von Castell in der Obergünzburger Pfarrkirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Foto: Hermann Knauer