Es war ein kleiner aber ausgesuchter Kreis an Gästen, die sich im Sitzungssaal des Rathauses in Obergünzburg zusammenfanden. Der langjährige Leiter des Archivs, Grabungstechniker im Ruhestand und ehrenamtlich stark engagierte Peter Pfister, nahm am 20. März die Rainer-Christlein-Medaille vom Landesamt für Denkmalpflege entgegen. Sie ist der bedeutendste archäologische Preis Bayerns und würdigt das Lebenswerk von Pfister, der 1949 in Marktoberdorf zur Welt kam. Nach Ausbildung zum KFZ-Mechaniker und der Bundeswehr absolvierte Pfister eine dreijährige Ausbildung zum archäologischen Grabungstechniker. Von 1988 bis 2009 war er in der Archäologie der Stadt Kempten beschäftigt. Dort zählten die Grabungen im APC Park Cambodunum zu seinen wesentlichen Aufgaben sowie mittelalterliche Grabungen im gesamten Stadtgebiet. Schon früh wurde Peter Pfister Mitglied bei den Heimatlern, dem heutigen Arbeitskreis Heimatkunde Obergünzburg. Mit dem Archäologischen Arbeitskreis Allgäu bildete er ab 2009 die Feuerwehr für Notgrabungen, Entdeckungen bei Baumaßnahmen und wurde vom Landesamt für Denkmalpflege für Grabungen und Sichtungen eingesetzt, für die sonst niemand Zeit hatte oder auch die Mittel nicht vorhanden waren. Vom Landkreis Lindau bis ins Unterallgäu führten ihn und seine freiwillige Truppe die vielfältigsten Aufgaben wie zum Beispiel die Grabungen in Stölzlings, wo beim Abbruch eines Bauernhauses alte Gebäudeteile, eine „Sölde“ mit archäologischen Befunden aus dem Jahr 1467 gefunden wurden. Bemerkenswert ist, dass der Besitzer des Hofes ein Zeuge bei der Niederschrift der 12 Artikel von Memmingen im Bauernkrieg 1525 gewesen ist. Das Haus wurde geborgen und soll im Schwäbischen Freilichtmuseum Illerbeuren eine neue Heimat bekommen. Peter Pfister hat in seiner ehrenamtlichen Tätigkeit bis 2022 mit dem Archäologischen Arbeitskreis 130 Grabungen und Sichtungen durchgeführt, sowie Befunde erstellt, er war seiner Heimatgemeinde Obergünzburg immer besonders verbunden. Hier hat er Teile der Römerstraße freigelegt und eingemessen, genauso wie er bei der Renovierung des Verkündhauses die alte Wehrmauer mit einer Gebäudekammer und den alten Friedhof bei der Martinskirche, mit Skelettfund erschloss und aufzeichnete. Obergünzburgs erster Bürgermeister, Lars Leveringhaus, würdigte weiter Peter Pfisters Leistung im Gemeindearchiv, das er ab 2009 einrichtete und dessen Leiter er ab 2015 wurde. So führte er viele wertvolle Archivalien zusammen und schuf damit das Gedächtnis des Marktes, nicht nur für Historiker und historisch Interessierte. Nun ist Peter Pfister mit seinen 75 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand gegangen, Mareike Steck tritt seine Nachfolge als Archivleiterin an. Wir danken ihm für seine langjährige, ehrenamtliche Tätigkeit und wünschen ihm viel Freude an seiner Rainer-Christlein-Medaille. MiB