Gasthof Hasen- eine der sieben Tafern-Wirtschaften

Obergünzburg (hk) Der Gasthof zum Hasen im Oberen Markt Hs.Nr.11, ein Gebäude, in dem  im 17. Jahrhundert noch eigenes Bier gebraut wurde und zur Lenzbrauerei gehörte, diente im Laufe der Jahrhunderte bis in die heutige Zeit des 20. Jahrhunderts vielen Menschen als Speise- und Feierabendlokal. Tafernrecht – alte Bezeichnungen für Gaststätten, die oft von Ortsnamen, von Menschen, Gebäuden oder Tierarten abgeleitet sind, gleicht einer heutigen Gaststättenkonzession.

Das Januar-Kalenderblatt im Bildkalender 2024 des AKH zeigt die Tafern-Wirtschaft Hasen die vielen Vereinen und Institutionen für Versammlungsabläufe, oder den Turnern, Handwerkern und Knechten als Treffpunkt nach Feierabend diente.

Im Juli 1945 diente sie zudem den Amerikanischen Soldaten für kurze Zeit als Kommandantur für ihre Kompanie in Obergünzburg. Einheimische Familien wurden engagiert, für die Soldaten Unterwäsche und Socken zu waschen und erhielten dafür Zigaretten, Tabak, Schokolade und Bananen. Auch der Kunstmaler Georg Schmid-Auen (*1912  +1963), dessen Familie aus dem zerbomten München evakuiert wurde, wohnte im ersten Stock des Gasthofes, in dessen Dachboden sich der Künstler, aus dem Krieg heimkommend, auch ein kleines Atelier einrichtete.

Nach Abzug dieser amerikanischen Militärverwaltung 1946 kaufte die Rosenbrauerei Kaufbeuren das bis dahin dem Lenzkonsortium gehörende Gebäude. Ab 1971 und  1979 waren  zwei weitere Gastronomen Besitzer des Traditionsgebäudes, wobei Letzterer bis 2006 die Gäste bewirtete. Der dem rückwärtigen Gebäudeteil vorgelagerte „Eiskeller“ in dem bis ca. 1969 die Getränke kühl gehalten werden konnten, wurde um 1971 abgebrochen. Danach war die Tradition der Tafernwirtschaft „Zum Hasen“ Geschichte.

Das Ende der Gastwirtschaft 2006 beflügelte die drei Söhne der Familie Paliege, die Gebrüder Stefan, Bernd und Frank Paliege, nutzten die Gunst der Stunde und kauften die ehemalige Hasen-Gaststätte zum Zwecke der Arrondierung beider Grundstücke des  in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihren Eltern Marianne und Franz Paliege, die schon 1967 das rückwärtig angrenzende ehemalige Lenz-Gebäude Kapellenweg 1 gekauft hatten, in dem wiederum deren Eltern, die aus Hohenelbe/Riesengebirge vertriebene Familie Josef Palme von 1947 bis 1960 schon eine Fahrrad-Reparaturwerkstatt eingerichtet hatte.

Bildtext: Das Gesimse und die Sprossenfenster mit Fensterladen waren charakteristische Elemente traditioneller Architektur des 17. Jahrhunderts.

Foto: Hermann Knauer