Obergünzburg, kfl. Der Arbeitskreis Heimatkunde Obergünzburg hatte zu dem Vortrag über „Ländliche Architektur“ den renommierten Architekten und Städteplaner Franz G. Schröck vom Architekturform Allgäu als Referenten gewinnen können.  Nach einem kurzen Vorstellungsbericht über das Architekturform Allgäu war die Aussage von Schröck „Baukultur ist Lebensqualität“. Das geht bei der Materialauswahl an und geht über eine topographisch eingepasste Standortwahl bis hin zum Zaun. Wieder hin zum Bretterzaun  anstatt Gabionen und Thuja! Ein Haus sagte früher genau wo dieses seinen Standort hat, heute sind von Wuppertal bis Berchtesgaden alle gleich, ohne Standortaussage.

Der Flächenverbrauch hat sich seit 1950 verdoppelt, täglich werden ca. 2 ha im Allgäu zugebaut, wo soll das enden, so Schröck. Leider ist auch der Erhalt nicht immer gewollt, egal ob im Außenbereich oder in der Ortsmitte. Es entstehen leere Ortskerne, oftmals gedeckt vom Landesentwicklungsplan. Dieser „Donat“-Effekt mit seinen Speckgürtelentwicklungen lässt die Mitte von Orten sterben. Durch unsere modernen Baumaterialen können wir vielleicht billig bauen, oftmals ist aber die spätere Entsorgung teuer und ökologisch aufwendiger als die Herstellung, so zum Beispiel bei den Sandwitchpaneelen.

Wir müssen nicht bauen wie vor 200 Jahren, man kann Lösungen finden, gute Beispiele findet man in Vorarlberg oder im Bregenzer Wald. Egal ob landwirtschaftliche Bauten, Gewerbebauten , Bauen in historischen Gebäuden oder die Erstellung einer PV-Anlage. Bei entsprechendem Ehrgeiz können auch solche Projekte eingebettet werden. Eine gestaffelte Bauanordnung, ein homogenes Bild einer Dachfläche benötigen keinen Mehraufwand bei der Umsetzung. Dazu braucht es aber Qualität in der Bauplanung und das bedeutet „Baukultur braucht Bildung“. Nur was ich kenne kann ich auch vermitteln. Dazu muss schon in der Grundschule begonnen werden zu erklären,  was eigentlich ein Dorfkern ist und wie sich die Kulturlanschaft Allgäu entwickelte. Fachliche Unterstützung können hier auch die neu gegründeten Gestaltungsbeiräte in den Landkreisen und Kommunen bieten. Das Architekturforum versucht hier eine Diskussions-und Gesprächskultur herzustellen. Genauso wichtig ist bei größeren Vorhaben und Planungen bereits im Vorfeld  die Bürgerbeteiligung.

Gibt es eine Allgäuer Baukultur heute noch, fragte Karl Fleschutz? Eher nicht, Modetrends in Form und Farbe und Baumarktvorlagen sind oftmals das Ziel der Bauherren. Auch die leichter gewordenen Baugenehmigungen, so Bürgermeister Lars Leveringhaus, machen es immer leichter, diesen Modetrends in der Baukultur nachzugeben.

Als Fazit der interessanten Veranstaltung nannte Schröck, es  sollte in jedem die Einsicht wachsen, das Baukultur Lebensqualität bedeutet.

25.04.2024, Karl Fleschutz

Bild:

Franz G. Schröck

Architekt und Städteplaner

Geschäftsführer vom Architekturforum Allgäu