Warum es 1525 auch im Günztal zu Aufständen kam, die brutal niedergeschlagen wurden.
Die Freiheitsrechte, um die es damals ging, sind heute so aktuell wie vor 500 Jahren
kfl. Weshalb wird das Jubiläumsjahr 2025 zum Bauernkrieg so groß begangen? Weil der Anspruch auf Freiheitsrechte dort erstmals in den 12 Memminger Artikeln schriftlich niedergelegt wurde und Freiheitsrechte in unserer Welt bis heute nicht selbstverständlich sind. Wir wollen nicht nur an die erst geduldigen und dann wütenden Bauern erinnern, sondern uns auch ins Gedächtnis rufen, dass wir immer für die Werte und Rechte unserer demokratischen Grundordnung eintreten müssen, da diese nicht selbstverständlich sind.
Die Unruhe der Bauern begann schon viel früher, bereits 1489, als Teuerung und Steuerlast die Bauern in eine Hungersnot trieb. Es gab sehr viele Bemühungen, mittels Verhandlungen eine bessere Lage der Bauern zu erreichen, doch weder Kaiser noch der Schwäbische Bund oder gar der neue Fürstabt Sebastian von Breitenstein wollten Abhilfe schaffen.
Im Gegenteil, von Breitenstein verschärfte die Leibeigenschaft. Das bedeutete, der Leibeigene war an sein bewirtschaftetes Gut gebunden, durfte ohne herrschaftliche Erlaubnis nicht wegziehen und galt als Eigentum des Herrn, Er konnte verkauft, getauscht oder verschenkt werden. Er durfte gezüchtigt und bestraft, jedoch nicht getötet oder verstümmelt werden. Ehen waren mit einer Heiratsabgabe belegt, beim Tod wurden ebenfalls besondere Abgaben fällig, beispielweise das beste Stück Vieh aus dem Stall oder bei Frauen das beste Gewand.
So kam es im Jahr 1525 zum bewaffneten Aufstand der Bauern. Auch Obergünzburg führte Beschwerde gegen den Fürstabt, weil er die Gerichtbarkeit, kaiserliche Freiheitsbriefe, sowie Handwerksrechte an sich zog um sie gegen Bezahlung zurück zu leihen (Lehen).
Obergünzburger Haufen war sehr aktiv.
Am 9. – 14. Januar 1525 verhandelten in Obergünzburg die Bauern und die Vertreter des Fürstabtes Sebastian von Breitenstein, wobei sich die Partei des Fürststiftes in keiner Weise einsichtig oder kompromissbereit zeigte.
Ende Februar 1525 hatte sich in Obergünzburg ebenfalls ein Bauernhaufen unter dem Hauptmann Ulrich Rapp gebildet. Abt Breitenstein flüchtete sich am 26. Februar 1525 auf die Feste Liebenthann. Am 27. Februar 1525 wurden die Bauern in Liebenthann vorstellig, der Fürstabt verweigerte alle Verhandlungen und drohte mit einem Blutbad. So kam es zu Zusammenrottung und Bündnisse der Bauern, sowie zum bewaffneten Aufstand. In Baisweil versammeln sich die Bauern des Klosters Irsee, die Bauern der Herrschaften Stein und Ronsberg und schließen sich am 15. März 1525 dem Obergünzburger Haufen an. Kloster Irsee wird von dem Obergünzburger Haufen unter Hauptmann Ulrich Rapp am 5. und 6. Mai 1525 das noch von Mönchen bewohnte Kloster geplündert.
Schon am 2. April ziehen die Obergünzburger vor die Festung Liebenthann, der Burg des Fürststiftes Kempten. Am 8. – 9. April belagert auch Jörg „Knopf“ von Leubas mit seinem Haufen die Burg Liebenthann und schnitten das Trinkwasser ab. Es folgt die Fehdeansage durch die Bauern am 9. April.
Liebenthann fällt
Am 10./11. April 1525 übergibt der Fürstabt kampflos die Burg Liebenthann, die im Anschluss durch die Bauern geplündert wird. Hier fiel ihnen reiche Beute in Höhe von 60.000 fl zu, die sie teilweise für den Krieg verwendeten, andererseits auch einfach verprassten. So gut wie mittellos kehrte der Abt zurück nach Kempten und musste dem „Großen Kauf“ zustimmen, damit war Kempten nun eine „freie Reichsstadt“.
Am 12. Juni 1525 hielt der Bundeskommandant Diepold von Stein die Lage in Memmingen als beruhigt an und wollte wieder abziehen. Er konnte die Stadt jedoch nicht verlassen, weil diese von den Bauern des Allgäuer Haufens, allen voran der Obergünzburger Haufen unter Ulrich Rapp und Bauern aus dem Mittelschwäbischen , umschlossen war. Auch hier wurde wieder begonnen, die Stadt auszuhungern indem man die Wasserversorgung abzuleiten begann.
Nach der abgebrochenen Belagerung von Memmingen versuchten am 03. Juli die Hauptleute der Obergünzburger sogar bei Georg von Frundsberg um Vermittlung beim Truchsessen. Als Antwort schickte dieser den Fehdehandschuh. Am 09. Juli wollte sich der Allgäuer Haufen bei Obergünzburg sammeln um dem Aufmarsch des Bundesheeres abzuwarten. Doch dann wurde Leubas als günstigerer Standort auserwählt. So standen am 14. Juli etwa 23.000 Allgäuer etwa 3000 Landsknechten dem unter dem Kommando des Truchsessen von Waldburg mit den Truppen des Jörg von Frundsberg dem Heer der Bauern gegenüber.
Schlacht bei Leubas
Bei dieser Übermacht waren die Würfel schon gefallen. Trotz zahlenmässiger Übermacht waren die kampferprobten Truppen des „Bauernjörgs“ und des „Frundsbergers“ den Bauern weit überlegen. Es kam nicht zur Feldschlacht, die Bauernhaufen hatten sich in der Nacht aufgelöst und waren nach Hause entflohen. Ob aus Verpflegungsmangel- und/oder Munitionsmangel oder wegen geheimer Verhandlungen einiger Bauernführer mit Frundsberg, bleibt nicht geklärt. Auch von Bestechung ist die Rede. Geschützmeister sollen die Pulvervorräte angezündet haben? Nur eine Abteilung unter Jörg Schmid, genannt >Knopf< von Leubas zog sich geordnet auf den bei Sulzberg gelegenen Kohlenberg zurück. Georg von Waldburg lies etwa 200 von den Heimatdörfern anzünden und trieb die Frauen und Kinder vor sich her. Das war den Bauern zu viel, sie ergaben sich.
Fürchterlich waren die Folgen dieser Niederlage: Reparaturleistungen, Nachzahlung von nicht geleisteten Steuern, Strafen, Hinrichtungen, Verstümmelungen und Folter. 18 Rädelsführer wurden bei Durch enthauptet, der Fürstabt verlangte zusätzlich eine Pro-Kopf-Brandsteuer in Höhe von 6 Gulden, doch diese konnte von den armen Bauern, jetzt ohne Haus und Hof und ohne Ernte nicht bezahlt werden. Reiterpatrouillen des Fürstabtes suchten bin 1526 Rädelsführer und Steuerschuldner und drangsalierten die Bauern. Eine normale Feldarbeit war nicht möglich. Besonders die Obergünzburger, Buchenberger, Thingauer und Duracher Bauern zeigten sich widerspenstig.
Am 6. August 1525 kam es in Memmingen zum Schlichtungstermin, der zwar noch keine endgültige Ruhe ins Land brachte, jedoch das Ende der Willkür markierte. Damit war ein einschneidendes, blutiges und grausames Kapitel unserer Geschichte beendet. Aber mit der Reformation von Martin Luther, welcher anfänglich noch forderte, die räuberischen und mörderischen Rotten der Bauern rücksichtslos zu bekämpfen, den 12 Artikeln von Memmingen, sowie den kleinen erkämpften Freiheiten der Memminger Bauern bahnte sich ein Neubeginn an. Die Hauptforderungen der Bauern wurden aber letztendlich erst mit der Revolution 1848. Der Kampf um Freiheitsrechte ,oft selbstverständlich geworden, ist aktueller denn je.
Veranstaltungen der Heimatler in Obergünzburg:
11. April 2025 Vortrag Dr. Fischer über den Bauernkrieg im Evangelischen Pfarrheim
17. Mai 2025 Themenwanderung zu Burg Liebenthann, mit Johann Krempl
04. Juli 2025 Einweihung des Stelentextes im Rahmen des Wochenmarktes mit historischer Verpflegung und Buchvorstellung „Der Bauernkrieg im Ostallgäu vor 500 Jahren“, mit den ungekürzen Texten von Hermann Epplen.
Oktober 2025 Filmvorführung Bauernkrieg (im Hirschsaal) – das genaue Datum wird in der Tagespresse bekanntgegeben.
Bild:
Gerald Raab
Staatsbibliothek Bamberg, fol.68.