Themenabend zum 200. Geburtstag von Johannes Kaspar

Obergünzburg, kfl. Zum Abschluss des „Kasparjahres“ veranstaltete die Marktgemeinde Obergünzburg in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Heimatkunde einen gut besuchten Themenabend. Kaspar, so Bürgermeister Lars Leveringhaus in seiner Begrüßung, war einer der bedeutendsten Bürger seiner Zeit. Bekannt nicht nur in Schwaben und ganz Bayern, sondern auch darüber hinaus sind seine Werke bis nach Griechenland und Israel gegangen. Sein phänomenales, tiefgründiges Bibelwissen hat er auf all seine Bilder übertragen. Obergünzburg hat eine Affinität zur Geschichte und ist deshalb dem Arbeitskreis Heimatkunde mit seinem Sprecher Michael Brust sehr dankbar für die Gestaltung des Kasparjahres. Wir sind alle „Kasparianer“, so Bürgermeister Leveringhaus.

In bewährter und unterhaltsamer Weise las Michael Bauer Passagen aus der Kaspar-Biographie von Franz Immler während Hermann Knauer diese aus Briefen und Überlieferungen von Sr. Dr. Alfonsa Wanner rezitierte. Dank der sehr frühen Förderung durch seine Familie und den Professoren konnte sein hohes Talent in der Akademie in München mit einem Stipendium ausgestattet werden. „Ich male wie ein Donnerwetter und brauche kein Geld, bekomme genügend Stipendium…“ schrieb er seinem Vater nach Hause. Seine angeschlagene Gesundheit brachte ihn jedoch früh zurück in die für ihn so gesunde Umgebung in seinem Heimatort Obergünzburg. So kamen dann die Bischöfe, Professoren. Künstler und allerlei Interessiert einfach nach Obergünzburg in sein Atelier. Der Tod seiner Schwester war für ihn ein Bruch mit der Welt. Er verkaufte sein ererbtes Elternhaus mit allem Inventar, sogar der Weihwasserkessel und die Blumenkübel waren in dem Kaufvertrag mit aufgeführt. Er behielt sich nur ein lebenslanges Wohnrecht vor. Auf einem Auge bereits erblindet, auf dem anderen Auge bereits angeschlagen war es ihm nicht mehr möglich, die Treppe zu seinem Atelier zu begehen. Es wurde eine mechanische Treppensteighilfe eingebaut, auf der „… es nur noch nach oben dem Himmel entgegen ging. Das malen, das malen will ich einem anderen überlassen, ich kann nicht mehr…“ sagte Kaspar kurz vor seinem Tod.

In dem Film, gedreht von Hans Henseler anlässlich des hundertsten Todestages am 23. Oktober 1985, geht Henseler auf die seit dem Jahr 1800 gestartete kulturelle Bewegung der Romantik ein, aus dieser entstanden die Nazarener und entsprachen dem damaligen Zeitgeist. “Neugotik ersetzte den Barock, daraus ergab sich für den gottseligen Historienmaler Kaspar ein reiches Betätigungsfeld“ wird im Film berichtet. Das Schulzeugnis im Alter von zehn Jahren ist charakteristisch: „Kaspar verdient seine geistigen Anlagen als auch seines rastlosen Fleißes willen, die Note der Auszeichnung“. „Im Prozess des künstlerischen Schaffens von Johannes Kaspar wurde das Wirken der christlichen Überlieferungen erhöhend fortgeführt.“ so im Abspann des Filmes zu lesen. Bei der Veranstaltung wurde nur ein 15-minütiger Ausschnitt aus dem Film vorgeführt (in Originallänge wird der Film vom Arbeitskreis Heimatkunde demnächst gezeigt).

Auf das Leben und Werk von Johannes Kaspar ging Dr. Horst Renz in seinem Vortrag ein. Sein Lebensweg wurde stark geprägt durch Anton Löchle, einem Jugendfreund aus Hartmannsberg bei Obergünzburg kommend und später als Pfarrer stark mit dem Ort Rettenbach am Auerberg. verbunden. Dort gibt es einmalig einen Stationenweg mit 15 anstatt mit den sonst üblichen 14 Stationen. In vielen Bildern kann man Johann-Baptist Kaspar in Selbstbildnissen wieder erkennen. „Kaspar als Selbstbildnis will im Zusammenhang mit Christus genannt werden…“ so Dr. Renz bei seinen Ausführungen, und „er wurde auf Johann und nicht auf Johannes getauft! “ was für viele der Anwesenden eine ganz neue Information war. Viele Bilder von Kaspar zeigen, wie es bergauf geht, genauso bergauf wie der Weg zum Grab vorbei an den Stationen, welche er einmal geschaffen hatte. „Kaspar hat den Weg zum Grab als sehr interessant gefunden, sein eigenes Leben ist immer ein Thema in seinen Gemälden. Zu jeder theologischen Aussage hatte er etwas zu sagen gewusst.“ so Dr. Renz.

Bei seinen abschließenden Worten dankte Michael Brust als Sprecher des Arbeitskreises Heimatkunde der Marktgemeinde für die sehr entgegenkommende Unterstützung bei der Gestaltung des Kasparjahres, der Gruppe Sax4 für die beschwingte musikalische Begleitung sowie den Vortragenden für die neuen Einblicke zu Johannes Kaspar. Damit das Andenken an den großen Sohn von Obergünzburg auch im nächsten Jahr sichtbar wird wurden von Hermann Knauer, von der ihm ins Leben gerufenen Bürgerstiftung, 3000 Stück Blumenzwiebeln in den Gutbrodanlagen und entlang dem Stationenweg gepflanzt.

Text: Karl Fleschutz